Praktikum in der British Library Teil 2

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King’s Library

Vor 2 Wochen habe ich bereits hier über die erste Woche meines Praktikums in der British Library berichtet. Ich spare mir also eine Zusammenfassung und erzähle direkt weiter.

Am Montag ging es für mich ins Manuscripts Department, also die Abteilung, die sich (hauptsächlich) mit handschriftlichen Dokumenten befasst. Zu meinem großen Erstaunen habe ich jedoch gelernt, dass längst nicht mehr nur von Hand auf Papier geschriebene Dokumente bei den Manuskripten landen, sondern auch zum Beispiel ein Laptop, welcher ja in gewisser Weise auch per Hand geschriebene Mails usw. enthält.
Eine weitere Besonderheit des Manuscripts Reading Rooms ist die Aufteilung der Sitzplätze. Es gibt dort Sitzplätze, an denen Fotos erlaubt sind, und welche, an denen keine erlaubt sind. Das kommt ganz auf das Dokument an. Da diese zum größten Teil sehr alt, fragil und wertvoll sind, muss das Personal gut darauf achten, dass niemand etwas mit den Manuskripten anstellt. Es ist nämlich auch schon vorgekommen, dass wertvolle Bücher oder auch nur einzelne Seiten gestohlen worden sind.

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Boston Spa

Am Mittwoch ging es für mich dann morgens in der Früh mit dem Zug nach York und von da aus nach Boston Spa, wo eine Art Zweigstelle der British Library ist. Meine Zugtickets hatte ich bereits von zuhause aus im Vorraus gebucht, das hat mir allerdings wenig gebracht, da ich leider die Abfahrtszeit falsch im Kopf hatte, sodass ich ein neues Ticket kaufen musste. Zum Glück war ich aber trotzdem noch früh genug am Bahnhof und bin also noch pünktlich in York angekommen.

Im Gegensatz zum Hauptsitz in London gibt es in Boston Spa nur einen Reading Room, und das Gelände ist, wie man auf dem Miniaturbild sehen kann, sehr großzügig. Hier werden also die meisten Medien sozusagen gelagert. Unter anderem auch die meisten Tageszeitungen.

In Boston Spa gab es zunächst eine Tour über das Gelände und einige Infos über die verschiedenen Gebäude, die spezielle Bedingungen wie Temperatur und Sauerstoffgehalt erfüllen, um die alten Bücher und Zeitungen möglichst gut zu erhalten.

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Die Kathedrale in York

Ansonsten bin ich in Boston Spa einen kompletten Bestellvorgang durchgegangen. Die Bücher aus der österreichischen Nationalbibliothek, welche ich vorher ausgewählt hatte, haben wir in Boston Spa in das System zur Bestellung eingegeben, und danach bin ich die Stationen durchlaufen, die die Bücher durchlaufen würden, wenn sie ankommen. Das heißt soviel wie Signaturen drucken, Katalogisieren, Stempeln und dann am Ende noch ein mal alles überprüfen.

Donnerstag Mittags ging es dann wieder für mich zurück nach York, wo ich noch ein wenig Zeit für Sightseeing hatte, bevor mein Zug nach London abfuhr.

 

Am Freitag war dann leider auch mein letzter Tag. Von meiner Ansprechpartnerin bekam ich eine nette Postkarte so wie ein Buch über die “Schätze” der British Library, was mich wirklich sehr gefreut hat. Ich noch ein mal die Gelegenheit genutzt und mir die momentane Ausstellung “West Africa: Word, Symbol, Song” angeschaut, welche die (literarische) Geschichte Westafrikas behandelt. Die Ausstellung ist wirklich sehr empfehlenswert, allerdings auch Kostenpflichtig. Dann habe ich mich natürlich auch bei den Leuten verabschiedet und bedankt, meinen Sicherheitspass abgegeben, und so waren die 2 Wochen auch schon rum.

Das Praktikum war wirklich eine super Erfahrung, Ich habe nicht nur in einer der größten Bibliotheken der Welt arbeiten können, sondern auch meine sprachlichen und sozialen Kompetenzen verbessert, neue Kontakte geknüpft, und viel neues gelernt. Wer mehr über meinen Aufenthalt in der British Library wissen möchte, kann mich gerne per Mail kontaktieren: marius.klossek@kamp-lintfort.de . Allen anderen empfehle ich in jedem Fall mal auf die Website der British Library zu schauen, dort finden sich auch allerhand interessante Infos: www.bl.uk

Praktikum in der British Library Teil 1

Hauptgebäude der British Library in St. Pancras

Hauptgebäude der British Library in St. Pancras

Ich hatte das Glück, vom 12. bis zum 23.10 ein Auslandspraktikum in einer Bücherei in London absolvieren zu können. Und zwar nicht nur in irgend einer Bibliothek, sondern in der British Library.
Diese ist die Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs, und auch die vom Medienbestand her größte Bibliothek der Welt (an die 170 Millionen katalogisierte Medieneinheiten). Unter anderem beherbergt sie die Magna Carta, Leonardo da Vincis Notizbuch und Manuskripte der Beatles. Mit knapp 1500 Mitarbeitern und einem jährlichen Budget von ca. 141 Millionen Pfund ist sie auch ein klein wenig größer als unsere Stadtbücherei.

Eingangshalle der British Library. Nur die Q-Thek fehlt.

Die Eingangshalle. Fehlt nur noch die Q-Thek.

An meinem ersten Tag gab es zunächst eine kleine Einführung in die Bücherei, einen Pass für Besucher, sowie meinen eigenen Schreibtisch. Ich wurde also sehr gut aufgenommen. Das ganze nahm auch schon einen ganzen Tag in Anspruch.

Dienstags stand dann ein Besuch in der Wiener Library for the Study of the Holocaust and Genocide an. Die Wiener Library ist die älteste Einrichtung zur Holocaust Forschung, hat also auch einen beachtlichen Bestand. Dort gab es dann auch eine Führung durch das Archiv, welche sehr spannend war. Wer also mal in London ist und sich für das Thema interessiert, dem empfehle ich in jedem Fall einen Besuch, die Bücherei ist für jeden frei zugänglich. (Das Archiv jedoch nicht).
Am Nachmittag ist dann auch meine Hauptansprechpartnerin für das Praktikum eingetroffen, welche als Kuratorin für den deutschen Bestand in der British Library arbeitet. Hier konnte ich dann auch direkt praktisch durchstarten, denn wir sind die Österreichische Nationalbibliografie der Österreichischen Nationalbibliothek durchgegangen und haben gleich ein paar Titel ausgewählt.

Ein Miniaturmodell der British Library

Ein Miniaturmodell der British Library

Den Rest der Woche habe ich hauptsächlich im Science Reading Room verbracht, einem von 11 Lesesälen der Bibliothek. Um einen Lesesaal zu betreten, braucht man einen Leseausweis, weiterhin gibt es dort strenge Sicherheitsvorkehrungen, um die zum Teil sehr wertvollen Medien zu schützen.
Das Besondere an einem Leseausweis der British Library ist, dass diese nur eine begrenzte Zeit lang gültig sind. Die Dauer kommt ganz darauf an, was man aus der Bücherei braucht. Bei der Registrierung muss man nämlich angeben, was man sucht. Es ist also nicht eine Bücherei, in der man einfach so Medien mitnehmen kann oder sich mal eben einen Ausweis ausstellen lässt wie bei uns.
Ansonsten unterscheidet sich die Arbeit in den Lesesälen nicht groß von dem war wir auch tun: Leser beraten, Fragen beantworten und generell zur Hilfe bereitstehen.

Was ich sonst noch so erlebt habe, wird dann in kürze in einem weiteren Blogeintrag folgen, denn es gibt noch eine Menge zum erzählen.

Hinter den Kulissen

Heute ist schon der letzte Tag meines vierwöchigen Praktikums in der Stadtbücherei Kamp-Lintfort. Ich würde dieses Jahr gerne anfangen, Bibliotheks- und Informationsmanagement bzw. Bibliothekswissenschaft zu studieren, und konnte während meines Praktikums schon erste Erfahrungen in diesem Berufsfeld sammeln. Als ich den Leuten von meinem Vorhaben und dem Praktikum erzählt habe, kamen häufig solche Sprüche wie „Sprühst du die Bücher dann auch immer schön mit Bücherwurmspray ein?“ oder „Stellst du denn auch genug Fallen für die Leseratten auf?“ Nach vier Wochen in der Bücherei kann ich nun eindeutig sagen, dass das nicht nötig ist. 😉
Die Arbeit in einer Bibliothek ist vielseitig und verlangt viel Sorgfalt und genaues Arbeiten, damit kein Chaos entsteht. Das fängt schon beim Einsortieren der Bücher am Morgen an. Anhand der Markierung am Buchrücken kann man erkennen, welches Buch wo hingehört. Da stehen dann z. B. bei den Sachbüchern so Sachen drauf wie „Vfm 3 Küb“, was für den Normalsterblichen erst einmal keinen Sinn ergibt. Diese Signatur verrät einem aber genau, an welchen Platz im Regal das Buch gehört. Am Anfang habe ich da überhaupt nicht durchgeblickt und war froh, dass ich zunächst „nur“ die Kinderbücher einsortieren durfte. Dabei sind mir aber auch schon genug Fehler passiert: Da landete dann mal ein Buch über Pferde in der Horrorabteilung oder eine Liebesgeschichte zwischen den Krimis. Später durfte ich dann auch beim Einsortieren der Romane und Sachbücher helfen und wurde nach und nach vertrauter mit dem System. Zu meinen weiteren Aufgaben gehörte auch das Prägen von Büchern, Ausstellungen in der Bücherei vorbereiten (Bild), Bücher für den Flohmarkt fertig machen, bei der Vorbereitung von Veranstaltungen helfen, in der Ausleihe mithelfen, Medienkisten packen usw. Ab und zu durfte ich auch ein paar alte Bücher zerstören, was mir zunächst leidtat, aber irgendwie auch Spaß gemacht hat. Zu Hause werde ich das wohl auch mal mit ein paar alten Mathebüchern ausprobieren.
Zudem habe ich auch Einblicke in andere Arbeiten bekommen, z. B. wie entschieden wird, welche Bücher angeschafft oder auch aussortiert werden, wie Bücher und Co. ihre Signatur erhalten, was sonst noch alles mit den Medien passieren muss, bevor sie ausgeliehen werden können, wie Umbauten geplant und ausgeführt werden und noch vieles mehr.
Zu der Arbeit in einer Bibliothek gehört auch das Arbeiten mit dem Computer, da dort alles Wichtige über die Medien und die Leser gespeichert ist. Da werden dann ein paar Buchstaben und Zahlen in den Kasten getippt, so schnell kann ich gar nicht gucken, und schon steht die gewünschte Information bereit. Vor ein paar Wochen wurden den Mitarbeitern der Bücherei auch einige Tablet-PCs und eBook-Reader für zwei Wochen zur Verfügung gestellt, um vertrauter mit den Geräten zu werden, da eBook-Reader auch in der Bücherei ausgeliehen werden können. So durften wir uns z. B. mit dem neuesten iPad beschäftigen und konnten alle möglichen Dinge damit anstellen. Es galt auch ein paar Aufgaben zu bewältigen, wie z. B. Fotos machen, Apps herunterladen oder Inhalte in sozialen Netzwerken teilen.
Sehr gut haben mir die Veranstaltungen und Aktionen der Bücherei gefallen, an denen ich teilnehmen konnte. Ich war z. B. dabei als Schulklassen durch die Bücherei geführt wurden oder als wir mit ehrenamtlichen Helferinnen eine Grundschule besucht haben, um den Sommerleseclub vorzustellen. Am besten hat mir die Veranstaltung „Aufgelesen“ gefallen. Dazu treffen sich Mitglieder des Vereins LesART und interessierte Leser in der Bücherei und stellen sich gegenseitig Bücher vor, die sie in letzter Zeit gelesen haben. Jeder, der ein Buch vorstellen möchte, hat ca. 15 Minuten Zeit, in denen er etwas über den Inhalt des Buches berichtet, interessante Textstellen vorliest und seine Meinung zu dem Buch äußert. Die Art und Weise ist jedem selbst überlassen. Es wird diskutiert, gelacht, geredet, Empfehlungen werden abgegeben und am wichtigsten: Menschen begeistern sich für Bücher und entdecken neue, spannende und interessante Geschichten. Ich habe mir kurz darauf eines der vorgestellten Bücher ausgeliehen (die stehen nämlich alle in der Bücherei zur Verfügung), das mir wirklich gut gefallen hat: „Das große Los“ von Meike Winnemuth, der Frau, die 500000 Euro bei „Wer wird Millionär“ gewonnen und daraufhin ein Jahr lang in zwölf verschieden Städten gelebt hat. Ich kann die Empfehlung für dieses Buch also nur weitergeben.
Ich war überrascht, wie viele neue Bücher und andere Medien in der Bücherei ausgeliehen werden können. Es werden ständig brandneue Medien geliefert und auch Leserwünsche können abgegeben werden. Dieses Angebot werde ich jetzt auch wesentlich öfter nutzen als vorher.
Wer also glaubt, dass die Arbeit in der Bücherei nur daraus besteht, die Leute ruhig zu halten und alte Schinken zu bewachen, hat sich geschnitten. Wenn die Bücherei für die Leser geschlossen ist, läuft eine Menge darin ab und es wird viel Arbeit geleistet, damit sich die Leser dort so wohl wie möglich fühlen und jederzeit finden, was sie suchen, egal ob Buch, Zeitschrift, CD oder DVD.
Alles in allem hat mir das Praktikum hier sehr gut gefallen, besonders weil mir alles sehr gut erklärt wurde, alle Fragen immer beantwortet wurden und mir viele Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche gegeben wurden.
Jetzt muss ich nur noch auf eine Zusage von der Uni warten. 😉

Maren P.

Ausstellung zum Thema Sommer

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